Vertreter von Rettungsdiensten und Gewerkschaften warnen vor einem Kollaps der Notfallrettung in Deutschland und fordern Maßnahmen gegen Überlastung und Personalnot. Um sich ein genaueres Bild vor Ort zu machen besuchte der Landtagsabgeordnete Matthias Reuber die DRK-Leitstelle in Wissen.
In einem intensiven Austausch berichteten Marcell Brenner - Kreisgeschäftsführer des DRK Kreisverband Altenkirchen, Mike Matuschewski – Leiter Rettungsdienst, Toni Leidig – Wachenleiter und Jens Jungmann – stellvertretender Wachenleiter von den alltäglichen Herausforderungen.
„Krankenhäuser, die sich wegen Überfüllung abmelden, daraus resultierende kilometerweite Anfahrtswege in Kliniken nicht selten bis nach Koblenz oder Köln, Personalmangel durch Krankheit und Quarantäne - das Lagebild, welches mir durch die Mitarbeiter des DRK aufgezeigt wurde, ist erschreckend und besorgniserregend,“ so Matthias Reuber. „Hier muss es kurzfristige Lösungen geben, um das Rettungssystem zu entlasten.“
Eine Idee und mögliche Vorgehensweise zur Bewältigung der Situation stellte Herr Matuschewski vor. Er sieht zum einen den Grund für ein erhöhtes Einsatzaufkommen in einem verbesserungswürdigen Hausärztlichen Notdienst – dieser ist für Patienten nicht erreichbar oder steht für einen zeitnahen Hausbesuch nicht zur Verfügung. Er schlägt vor im Rahmen einer zweimonatigen Studie, dass Hausärzte im Landkreis Altenkirchen die bereit sind eine Zufallsbereitschaft zu übernehmen eine Telefonnummer zur Verfügung stellen, über die sie von der RTW-Besatzung kontaktiert werden können, sobald diese zu einem Patienten gerufen werden, der aus Sicht der Notfallsanitäter keine zwingende Krankenhauseinweisung benötigt. Der Notfallsanitäter vor Ort hat die Möglichkeit eine ausführliche Anamnese zu erheben und kann diese mit dem Hausarzt besprechen. Kommen beide überein, dass eine Behandlung ohne Krankenhauseinweisung sinnvoll erscheint, wird diese vom Hausarzt übernommen. Der RTW wäre in diesem Fall wieder „frei“ und könnte einen anderen Einsatz übernehmen.
„Ich finde dieser Vorschlag sollte unbedingt angehört und diskutiert werden, wer könnte die Situation besser einschätzen als das Fachpersonal, welches täglich mit dieser Problematik konfrontiert wird", so Matthias Reuber. Um die Situation kurzfristig zu lösen sei es wichtig, dass die Politik mit Experten ins Gespräch kommt und nach pragmatischen Lösungen sucht. Langfristig müsse aber die Zahl der Mediziner erhöht werden. "Ein deutlicher Ausbau der Studienkapazitäten im Bereich Medizin in Rheinland-Pfalz ist dringend notwendig. Die CDU-Landtagsfraktion fordert dies schon seit Jahren", so der Abgeordnete.
Eine Lösung zur Finanzierung hätte der Leiter des Rettungsdienstes Matuschewski auch parat – der Einsatz mit den Kostenträgern wird so abgerechnet, als hätte ein Transport stattgefunden. Der beteiligte Hausarzt erhält einen Teil des Erlöses. Es entstehen somit keine Mehrkosten gegenüber einer Einweisung ins Krankenhaus. Die Kostenträger sparen jedoch die Behandlungskosten in der Klinik.
„Ich nehme diesen Vorschlag und auch viele weitere Informationen und Eindrücke mit nach Mainz. Gerade im ländlichen Raum müssen wir Lösungen finden, damit wir auch zukünftig auf eine gute medizinische Versorgung vertrauen können. Dies ist auch ein Stück Lebensqualität im ländlichen Raum.", so Matthias Reuber abschließend.
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